Dies Domini – Christkönigssonntag, Lesejahr C
Das heutige Evangelium beinhaltet aus meiner Sicht einen DER Kernsätze und einen Verständnisschlüssel unseres Glaubens: Jesus sagt zu dem neben ihm gekreuzigten Verbrecher:
Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein. (Lk 23,43).
Und zwar gibt Jesus dieses Versprechen ohne lange vorhergehende Glaubensgespräche. Es geht ein kurzer Dialog zwischen den beiden rechts und links von Jesus gekreuzigten Männern voraus, denn der eine verspottet, trotz seiner eigenen aussichtslosen Situation, Jesus:
Bist du nicht der Messias? Dann hilf dir selbst und auch uns! (Lk 23, 39)
woraufhin der andere ihn zurecht weist:
Nicht einmal du fürchtest Gott? Dich hat doch das gleiche Urteil getroffen. Uns geschieht Recht, wir erhalten den Lohn für unsere Taten; dieser aber hat nichts Unrechtes getan. (Lk 23,40f.).
Der Mann hat, zumindest entsteht dieser Eindruck, auch aufgrund seiner eigenen „Charakterisierung“ (Uns geschieht Recht, wir erhalten den Lohn für unsere Taten), viel Unrecht und Verbrechen begangen, also kein Leben, das als „gottgefällig“ bezeichnet werden könnte, geführt. Aber am Ende seines Lebens, im wahrsten Sinne des Wortes, im Angesicht Gottes, erkennt er diese eigene Schuld und seine Sünde, also sein von Gott getrennt sein, und bekennt sich in diesem – letzten Lebens- -Moment zu Gott, indem er seinen Sohn als Gott bezeichnet und identifiziert. Das `reicht` Jesus für die feste Zusage: Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein. Ohne Kompromisse, ohne Wenn und Aber.
HEUTE MIT Jesus im PARADIES. Ein größeres Versprechen kann er nicht geben.
Paulus beschreibt dieses Versprechen und was es vollkommen neues – Jesu Auferstehung ist ja der Anfang einer neuen Schöpfung – für uns alle bedeutet, sehr umfangreich in der heutigen Lesung im Brief an die Kolosser, denn
durch ihn haben wir die Erlösung (Kol 1,14) und er hat euch/(uns) fähig gemacht, Anteil zu haben am Los der Heiligen, die im Licht sind. (Kol 1,12).
Durch eine umfassende Beschreibung Jesu
Er ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene der ganzen Schöpfung. Denn in ihm wurde alles erschaffen im Himmel und auf Erden, das Sichtbare und das Unsichtbare, Throne und Herrschaften, Mächte und Gewalten; alles ist durch ihn und auf ihn hin geschaffen. Er ist vor aller Schöpfung, in ihm hat alles Bestand. Er ist das Haupt des Leibes, der Leib aber ist die Kirche. Er ist der Ursprung, der Erstgeborene der Toten; so hat er in allem den Vorrang. (Kol1,15ff.)
und den Hinweis darauf, dass Gott diesen Weg seiner Menschwerdung gewählt hat, um alles in der Welt zu Christus zu führen, bekommen wir eine Ahnung davon, was uns dereinst erwartet. Jeden von uns. Dies ist sich, gerade im Umgang mit sich selbst und auch den Mitmenschen, besonders im jetzt zu Ende gehenden Jahr der Barmherzigkeit, immer wieder vor Augen zu führen. Jeder (!) ist ein geliebtes und gewolltes Kind Gottes, das – die menschliche Freiheit wahrend – nach Vollendung seines irdischen Lebens, im ewigen Leben bei Gott leben wird. Diese barmherzige Brille Gottes müssen wir uns immer wieder aufsetzen. Das heißt nicht, dass jeder einfach vor sich hin leben kann, „ohne Rücksicht auf Verluste“ und nur auf den eigenen Vorteil bedacht und dabei im übertragenen oder wörtlichen Sinne, über Leichen gehen „darf“, natürlich bleibt der Anspruch sich der Nachfolge Jesu gemäß zu verhalten, aber Gott lässt uns nicht fallen, und das sollten wir auch weder uns selber noch unseren Nächsten lassen, wenn wir an diesem Anspruch scheitern. Im Haus des Herrn sind viele Wohnungen, vermutlich unterschiedlich eingerichtet. Wir werden uns unsere Nachbarn dort nicht aussuchen können, aber wir werden mit ihnen und mit Gott im Paradies sein. Und das ist gut so.
Ich wünsche jedem von uns in der kommenden Woche viele Erfahrungen dieser Art, die aufscheinen lassen, dass am Ende für alle das Paradies steht. Vergessen wir diese Botschaft nicht im Alltag! Und vergessen wir vor allem nicht, diese im tiefsten Kern FROHE Botschaft auch zu verkünden. Jesus ist nicht nur für alle Menschen geboren, wie wir in ein paar Wochen wieder feiern werden, sondern auch für jeden und jede gestorben und auferstanden. Nur so können wir uns alle sagen lassen: Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein. Wenn wir dieses Wissen lebendig halten und weiter verbreiten, schaffen wir es vielleicht – gemeinsam – dass ein Stück dieses Paradieses schon hier auf Erden durchscheinen kann. Jeder kann so die Welt ein bisschen heller und ein bisschen paradiesischer machen. Die Botschaft jedenfalls hat es verdient unter die Menschen gebracht zu werden. Haben wir den Mut dazu – auch wenn es vielleicht noch oder nicht mehr mainstream ist. Jesus hatte ihn auch!
Ihre Katharina Nowak
Author: Katharina Nowak
Katharina Nowak ist Diplom Theologin. Sie studierte in Bonn und arbeitet seit 2009 als theologische Assistentin bei der Katholischen Citykirche Wuppertal.
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